In meinem Forschungsprogramm lege ich erstmals die bisher noch unbekannten Obstalder u.a. Predigten zugrunde, in denen Emil Brunner seine Kernthese formuliert: „Gott […] die verborgenste, heimlichste, unerschütterlichste Kraft, […] Gott, der durch die Bibel zu uns spricht (Jesus Christus) (gilt es zu) erkennen“. Walther Hollenweger hinterlässt bei der Auflösung seiner Privatbibliothek als Forschungsgegenstand eine Kiste mit 10 grauen Ordnern mit den wohl einzigen und integralen Fotokopien sämtlicher Predigten von Emil Brunner vom Jahr 1915 (1. Kriegsjahr) bis 1924. Diese hat der berühmte Theologe vor rund 100 Jahren teilweise in Baden und Zürich (Neumünster, Enge unter anderem, 1915), teilweise in Winterthur-Wülflingen (1915-1916), hauptsächlich aber in Obstalden (1916-1924) gehalten. Es handelt sich dabei um die bisher noch unpublizierten Handschriften und originalen Notizen, die auch in Schachteln verpackt im Staatsarchiv des Kantons Zürich (StA) lagern und Gegenstand meiner Untersuchung sind. Diese werden von mir der Relevanz nach transkribiert und thematisch untersucht. Daraus sollen Brunners frühe Gedanken zur dialektischen Theologie, insbesondere das Verhältnis von Schöpfungs- und Erlösungstheologie, herausgearbeitet werden. Hermeneutisch beweist seine Predigttätigkeit, dass in eben dieser Zeit Jahre der intensivsten literarischen, theologischen und rhetorischen Auseinandersetzung geschehen und sich die Prägung späterer gewichtiger Überzeugungen und Anschauungen bspw. zu Wortmächtigkeit oder die Frage nach einem Anknüpfungspunkt abzeichnet; dies weitgehend unabhängig von und früher als beim oder in Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Kollegen Barth.